Hab­gier: Die Sucht, die kei­ner zugibt!

Hab­gier – die­ses uner­sätt­li­che Ver­lan­gen nach Mehr – ist eine der sub­til­sten und zugleich zer­stö­re­risch­sten Kräf­te, die das mensch­li­che Herz durch­drin­gen kön­nen. „Wem genug zu wenig ist, dem ist nichts genug“ – die­ser Satz trifft ins Mark. Er ent­larvt die inne­re Lee­re, die ent­steht, wenn Besitz zum Göt­zen wird und das Stre­ben nach Reich­tum das Stre­ben nach Wahr­heit, Lie­be und Gerech­tig­keit ver­drängt. Die Bibel warnt ein­dring­lich vor die­ser Ver­su­chung: „Denn die Lie­be zum Geld ist eine Wur­zel alles Bösen; danach haben eini­ge getrach­tet und sind vom Glau­ben abge­irrt und haben sich selbst vie­le Schmer­zen berei­tet“ (1. Timo­theus 6,10).

Jeder von uns kennt Hab­gier — sei­en wir mal ehr­lich …sie schleicht sich ein, oft lei­se, manch­mal getarnt als Ehr­geiz, als Wunsch nach Sicher­heit oder als Stre­ben nach Erfolg. Doch wenn wir ehr­lich sind, steckt dahin­ter oft ein tie­fe­res Loch – eine Sehn­sucht, die mit Din­gen gefüllt wer­den soll, die nie­mals wirk­lich satt machen. Jeder von uns kennt die­sen Moment, in dem das Haben wich­ti­ger scheint als das Sein. Wir ver­glei­chen uns, wir mes­sen uns, wir wol­len mehr – mehr Geld, mehr Aner­ken­nung, mehr Kon­trol­le. Und dabei ver­lie­ren wir das Maß. Die Bibel spricht klar über die­se Gefahr: „Hütet euch vor aller Hab­gier; denn nie­mand lebt davon, dass er vie­le Güter hat“ (Lukas 12,15). Hab­gier ist nicht nur eine Sün­de, sie ist ein Sym­ptom für ein Herz, das sich von Gott ent­fernt hat. Sie macht blind für das, was wirk­lich zählt: Lie­be, Gemein­schaft, Barm­her­zig­keit, Gna­de. Und sie macht taub für den Ruf Got­tes, der uns zur Frei­heit ruft – zur Frei­heit von der Knecht­schaft des Besit­zes. „Selig sind, die geist­lich arm sind; denn ihrer ist das Him­mel­reich“ (Mat­thä­us 5,3). Geist­lich arm zu sein heißt nicht, nichts zu haben – es heißt, nichts besit­zen zu müs­sen, um erfüllt zu sein. Es heißt, sich selbst nicht zum Mit­tel­punkt zu machen, son­dern Raum zu schaf­fen für das Wir­ken Got­tes. Hab­gier trennt, aber Demut ver­bin­det. Und viel­leicht ist der erste Schritt zur Hei­lung, dass wir uns ein­ge­ste­hen: Ja, ich ken­ne Hab­gier. Aber ich will sie nicht län­ger mein Herz regie­ren las­sen. Ich will ler­nen, mit weni­ger zufrie­den zu sein – und mit Gott genug zu haben.

Hab­gier ist nicht bloß ein mora­li­sches Pro­blem – sie ist eine geist­li­che Krank­heit, die den Blick für das Wesent­li­che trübt. Jesus selbst sag­te: „Nie­mand kann zwei Her­ren die­nen; denn ent­we­der wird er den einen has­sen und den ande­ren lie­ben, oder er wird einem anhän­gen und den ande­ren ver­ach­ten. Ihr könnt nicht Gott die­nen und dem Mam­mon“ (Mat­thä­us 6,24), und damit stellt er klar, dass das Herz nur einem Herrn gehö­ren kann. Wer dem Mam­mon dient, ver­liert die Frei­heit, ver­liert die Fähig­keit zur Dank­bar­keit und zur ech­ten Gemein­schaft. In der Gier nach Besitz liegt eine tie­fe Ein­sam­keit, denn sie trennt uns von ande­ren und von Gott. Der rei­che Korn­bau­er, der sei­ne Scheu­nen erwei­tern woll­te, um all sei­nen Besitz zu lagern, wur­de von Gott als Narr bezeich­net: „Du Narr! Die­se Nacht wird man dei­ne See­le von dir for­dern; und wem wird gehö­ren, was du berei­tet hast?“ (Lukas 12,20).

Hab­gier ist eine Sün­de, weil sie das Ver­trau­en auf Gott ersetzt durch das Ver­trau­en auf Din­ge, die ver­ge­hen. Sie ist ein Zei­chen dafür, dass das Herz nicht in der Lie­be ruht, son­dern in der Angst – der Angst, zu kurz zu kom­men, nicht genug zu haben, nicht genug zu sein. Doch der wah­re Reich­tum liegt nicht im Haben, son­dern im Sein. „Sam­melt euch nicht Schät­ze auf Erden, wo Mot­ten und Rost sie fres­sen und wo Die­be ein­bre­chen und steh­len. Sam­melt euch aber Schät­ze im Him­mel“ (Mat­thä­us 6,19–20). Die Ein­la­dung der Schrift ist klar: Lass los, was dich bin­det, und fin­de das Genug in Gott. Denn wer in Ihm genug hat, dem fehlt nichts.

Was zeich­net Hab­gier aus?

  • Uner­sätt­lich­keit: Selbst wenn man genug hat, will man mehr – aus Angst, Neid oder Macht­stre­ben.
  • Rück­sichts­lo­sig­keit: Die Bedürf­nis­se ande­rer wer­den igno­riert, wenn sie dem eige­nen Gewinn im Weg ste­hen.
  • Ver­lust der Maß­stä­be: Besitz wird zum Selbst­zweck, nicht mehr zum Mit­tel für ein gutes Leben.

Kon­kre­te Bei­spie­le für Hab­gier

Bei­spielBeschrei­bung
💼 Mana­ger, der Boni maxi­miertEin Vor­stand erhöht sich selbst den Bonus, obwohl das Unter­neh­men Mit­ar­bei­ter ent­lässt.
🏠 Immo­bi­li­en­spe­ku­lantJemand kauft Woh­nun­gen nur zur Wert­stei­ge­rung, lässt sie leer ste­hen und treibt die Mie­ten hoch.
🛒 Ham­ster­käu­fe in Kri­sen­zei­tenMen­schen kau­fen über­mä­ßig vie­le Lebens­mit­tel oder Medi­ka­men­te, obwohl ande­re leer aus­ge­hen.
⚖️ Erb­schafts­streitFami­li­en­mit­glie­der strei­ten erbit­tert um das Erbe, obwohl sie finan­zi­ell abge­si­chert sind.
🎰 Spiel­sucht mit Gier-MotivJemand ver­spielt Geld in der Hoff­nung auf den gro­ßen Gewinn, obwohl er Schul­den hat.
🌍 Aus­beu­tung natür­li­cher Res­sour­cenUnter­neh­men roden Wäl­der oder ver­schmut­zen Gewäs­ser für kurz­fri­sti­gen Pro­fit.

Reli­giö­se Per­spek­ti­ve

Jesus warnt: „Seht zu und hütet euch vor aller Hab­gier; denn nie­mand lebt davon, dass er vie­le Güter hat“ (Lukas 12,15). Die Bibel stellt klar: Besitz ist ver­gäng­lich – das Herz soll sich nicht dar­an hän­gen. Die­ser Vers ist eine ein­dring­li­che War­nung Jesu an sei­ne Zuhö­rer – und an uns heu­te. Er beginnt mit dem Appell „Seht zu“, was bedeu­tet: Ach­tet bewusst auf euer Herz, eure Moti­ve und eure Lebens­wei­se. Es ist ein Ruf zur Wach­sam­keit, denn Hab­gier schleicht sich oft lei­se ein – getarnt als Stre­ben nach Sicher­heit, Erfolg oder Selbst­ver­wirk­li­chung. „Hütet euch vor aller Hab­gier“ – das Wort „aller“ zeigt, dass Hab­gier vie­le Gesich­ter hat. Sie kann sich in mate­ri­el­ler Besitz­sucht äußern, aber auch in Macht­stre­ben, Sta­tus­den­ken oder dem Wunsch, immer mehr zu haben als ande­re. Jesus for­dert nicht nur äuße­re Mäßi­gung, son­dern eine inne­re Hal­tung der Frei­heit gegen­über Besitz.

Der zwei­te Teil des Ver­ses bringt die zen­tra­le Wahr­heit auf den Punkt: „Denn nie­mand lebt davon, dass er vie­le Güter hat.“ Leben – ech­tes, erfüll­tes Leben – ent­steht nicht durch Anhäu­fung von Din­gen. Güter kön­nen das Herz nicht näh­ren, die See­le nicht stil­len, die Lie­be nicht erset­zen. Wer glaubt, durch Besitz Leben zu gewin­nen, ver­kennt den Ursprung des Lebens: Es kommt von Gott, nicht vom Eigen­tum. Jesus stellt hier eine geist­li­che Prio­ri­tät auf: Das Leben ist mehr als Haben. Es ist Bezie­hung, Ver­trau­en, Hin­ga­be. Wer sich von Hab­gier lei­ten lässt, ver­liert den Blick für das Wesent­li­che – für Mit­mensch­lich­keit, für Dank­bar­keit, für das Reich Got­tes. Die­ser Vers ruft uns zur Umkehr, zur inne­ren Frei­heit und zur Neu­aus­rich­tung unse­res Her­zens.

Wie kann man Hab­gier über­win­den?

Hab­gier zu über­win­den ist kein ein­ma­li­ger Akt, son­dern ein inne­rer Pro­zess – eine geist­li­che Rei­se, die mit Ehr­lich­keit beginnt und mit Frei­heit endet. Es bedeu­tet, sich selbst ins Licht zu stel­len und zu erken­nen, wo das „Mehr“ unser Herz regiert. Hier sind eini­ge Wege, wie man die­ser Sün­de begeg­nen und sie Schritt für Schritt hin­ter sich las­sen kann:

1. Dank­bar­keit kul­ti­vie­ren
Wer dank­bar ist, sieht das, was er hat, nicht als selbst­ver­ständ­lich – son­dern als Geschenk. Täg­li­che Dank­bar­keit ver­än­dert den Blick: vom Man­gel zur Fül­le. „Seid dank­bar in allen Din­gen; denn das ist der Wil­le Got­tes in Chri­stus Jesus für euch“ (1. Thes­sa­lo­ni­cher 5,18). Dank­bar­keits­ta­ge­buch füh­ren: Nimm dir jeden Abend 5 Minu­ten Zeit und schrei­be drei Din­ge auf, für die du heu­te dank­bar bist. Sie müs­sen nicht groß sein – manch­mal ist es der war­me Tee, das Lächeln eines Frem­den oder ein Moment der Ruhe. Die­se Übung ver­än­dert dei­nen Blick auf den Tag. Im Gebet dan­ken statt bit­ten: Begin­ne dein Gebet nicht mit Bit­ten, son­dern mit Dan­ken. Zäh­le auf, was Gott dir geschenkt hat – Leben, Bezie­hun­gen, Ver­ge­bung, Hoff­nung. Das ver­än­dert die Hal­tung: vom Man­gel zur Fül­le. Acht­sam­keit im All­tag: Übe dich dar­in, bewusst wahr­zu­neh­men: den Duft des Bro­tes, das Licht auf dem Tisch, die Stim­me eines Freun­des. Dank­bar­keit beginnt oft mit dem Stau­nen über das Gewöhn­li­che. Dank aus­spre­chen: Sag Men­schen, wofür du ihnen dank­bar bist – ehr­lich und kon­kret. Das stärkt Bezie­hun­gen und öff­net Her­zen. Ein ein­fa­ches „Ich schät­ze dich“ kann Wun­der wir­ken. Ver­zicht als Übung: Manch­mal hilft es, bewusst auf etwas zu ver­zich­ten – z. B. auf Kon­sum, Medi­en oder Kom­fort – um neu zu erken­nen, wie viel wir haben. In der Stil­le wächst oft das Stau­nen. Dank­bar­keit als Lebens­hal­tung: Sie ist nicht nur eine Emo­ti­on, son­dern eine Ent­schei­dung. Du kannst mor­gens sagen: „Heu­te will ich mit einem dank­ba­ren Her­zen leben.“ Das ist wie ein geist­li­cher Kom­pass, der dich durch den Tag führt.

2. Das Herz prü­fen
Hab­gier beginnt im Inne­ren. Fra­ge dich: Was treibt mich an? Was glau­be ich, durch Besitz zu gewin­nen? „Mehr“ ist oft ein Ersatz für etwas Tie­fe­res – Sicher­heit, Aner­ken­nung, Kon­trol­le. Die Bibel sagt: „Behü­te dein Herz mit allem Fleiß, denn dar­aus quillt das Leben“ (Sprü­che 4,23). Das Herz zu prü­fen heißt also: sich selbst unter die Lupe neh­men – mit Lie­be, aber auch mit Klar­heit. Stil­le suchen: Begin­ne mit einem Moment der Ruhe. Schal­te äuße­re Ablen­kun­gen aus. In der Stil­le wird das Herz hör­bar. Ehr­li­che Fra­gen stel­len: Fra­ge dich: Was wün­sche ich mir zutiefst – und war­um? Was treibt mich wirk­lich an? Wo bin ich nei­disch, gie­rig, stolz? Wo fehlt mir Ver­trau­en? Got­tes Licht bit­ten: Bit­te Gott, dein Herz zu durch­leuch­ten. Psalm 139,23–24 ist ein kraft­vol­les Gebet dafür: „Erfor­sche mich, Gott, und erken­ne mein Herz; prü­fe mich und erken­ne, wie ich’s mei­ne.“ Gefüh­le nicht ver­drän­gen: Lass auch unan­ge­neh­me Gefüh­le zu – Angst, Ärger, Scham. Sie sind oft Weg­wei­ser zu tie­fe­ren The­men.

Bibli­sche Spie­gel nut­zen: Jako­bus 1, 22–25: “Seid aber Täter des Wor­tes und nicht allein Hörer, die sich selbst betrü­gen! Denn wenn jemand ein Hörer des Wor­tes ist und nicht ein Täter, der gleicht einem Mann, der sein natür­li­ches Gesicht in einem Spie­gel betrach­tet. Denn er hat sich selbst betrach­tet und ist weg­ge­gan­gen, und er hat sogleich ver­ges­sen, wie er beschaf­fen war. Wer aber in das voll­kom­me­ne Gesetz der Frei­heit hin­ein­ge­schaut hat und dabei geblie­ben ist, indem er nicht ein ver­gess­li­cher Hörer, son­dern ein Täter des Wer­kes ist, der wird in sei­nem Tun glück­se­lig sein.”

Reue und Umkehr zulas­sen: Wenn du erkennst, dass du fehl­ge­gan­gen bist – sei nicht hart, son­dern ehr­lich. Gott lädt zur Umkehr ein, nicht zur Ver­ur­tei­lung. „Ein zer­bro­che­nes und zer­schla­ge­nes Herz wirst du, Gott, nicht ver­ach­ten.“ (Psalm 51,19)

Ver­än­de­rung kon­kret machen: Was kannst du heu­te anders tun? Wen kannst du um Ver­ge­bung bit­ten? Wo kannst du neu ver­trau­en, los­las­sen, lie­ben? Wo kannst du ver­zich­ten?

Eine klei­ne Übung zur Herz­prü­fung:

3. Groß­zü­gig­keit üben
Geben ist das direk­te Gegen­mit­tel zur Gier. Es bricht die Macht des Besit­zes über uns. Wer gibt, wird frei. „Einen fröh­li­chen Geber liebt Gott“ (2. Korin­ther 9,7). Groß­zü­gig­keit ist nicht nur eine Tat – sie ist ein Lebens­stil. Groß­zü­gig­keit ist mehr als Geben. Es ist eine Hal­tung des Her­zens, die sagt: „Ich habe genug, um zu tei­len.“ Sie ist das Gegen­teil von Hab­gier – nicht fest­hal­ten, son­dern los­las­sen. Nicht rech­nen, son­dern schen­ken. Nicht kon­trol­lie­ren, son­dern ver­trau­en.

Zeit schen­ken: Nicht nur Geld ist kost­bar – auch Zeit. Höre jeman­dem wirk­lich zu. Besu­che jeman­den, der ein­sam ist. Hilf, ohne auf Gegen­lei­stung zu war­ten. Groß­zü­gig­keit beginnt oft mit einem offe­nen Ohr. Wor­te der Ermu­ti­gung: Ein auf­rich­ti­ges Lob, ein trö­sten­des Wort, ein ehr­li­ches „Ich sehe dich“ – das sind Geschen­ke, die nichts kosten und doch viel bewir­ken. Sprich groß­zü­gig – nicht schmei­chelnd, son­dern wahr­haf­tig. Mate­ri­ell tei­len: Spen­de Klei­dung, Bücher, Lebens­mit­tel – nicht nur das, was du nicht mehr brauchst, son­dern auch das, was du eigent­lich behal­ten wür­dest. Groß­zü­gig­keit wird echt, wenn sie etwas kostet. Ver­ge­bung üben: Ver­ge­bung ist eine Form der Groß­zü­gig­keit: Du gibst jeman­dem Frei­heit, obwohl du ver­letzt wur­dest. Du lässt los, was dich bin­den will. Das ist viel­leicht die tief­ste Form des Gebens. Anonym geben: Gib, ohne gese­hen zu wer­den. Das rei­nigt das Herz von Stolz und Selbst­in­sze­nie­rung. Jesus sagt: „Wenn du Almo­sen gibst, soll dei­ne lin­ke Hand nicht wis­sen, was die rech­te tut“ (Mat­thä­us 6,3). Inner­lich los­las­sen: Groß­zü­gig­keit heißt auch: nicht fest­hal­ten an Erwar­tun­gen, Ansprü­chen, Recht­ha­be­rei. Wer inner­lich frei ist, kann groß­zü­gig leben – auch in Gedan­ken und Urtei­len.

Eine klei­ne Übung für den Tag:

4. Got­tes Genug­sein erken­nen
Hab­gier wur­zelt oft in der Angst, zu kurz zu kom­men. Doch in Gott ist alles, was wir brau­chen. „Der Herr ist mein Hir­te, mir wird nichts man­geln“ (Psalm 23,1). Wer das glaubt, kann los­las­sen – und in Frie­den leben. Was heißt „Got­tes Genug­sein“? Es bedeu­tet: Gott allein genügt. Nicht, weil wir nichts mehr brau­chen, son­dern weil wir in ihm alles fin­den, was unser Herz wirk­lich sucht – Lie­be, Sicher­heit, Sinn, Trost, Hoff­nung. Es ist die Erfah­rung, dass Gott nicht nur „mehr als genug“ ist, son­dern dass er selbst das Genug ist.

Bibli­sche Impul­se:

  • Psalm 23,1: „Der Herr ist mein Hir­te, mir wird nichts man­geln.“ Nicht, weil alles per­fekt ist, son­dern weil der Hir­te da ist.
  • 2. Korin­ther 12,9: „Mei­ne Gna­de genügt dir.“ Auch in Schwach­heit, Man­gel oder Schmerz – Got­tes Nähe trägt.
  • Phil­ip­per 4,11–13: “Nicht, dass ich es des Man­gels wegen sage, denn ich habe gelernt, mich dar­in zu begnü­gen, wor­in ich bin. Sowohl ernied­rigt zu sein, weiß ich, als auch Über­fluss zu haben, weiß ich; in jedes und in alles bin ich ein­ge­weiht, sowohl satt zu sein als auch zu hun­gern, sowohl Über­fluss zu haben als auch Man­gel zu lei­den. Alles ver­mag ich in dem, der mich kräf­tigt.” Pau­lus sagt, er habe gelernt, in jeder Lage zufrie­den zu sein. Zufrie­den­heit ist nicht Umstand, son­dern Hal­tung – gegrün­det in Chri­stus.

Wege, Got­tes Genug­sein zu erken­nen und zu leben

Stil­le zulas­sen: In der Stil­le begeg­nen wir nicht nur uns selbst, son­dern auch Gott. Dort zeigt sich, was wir wirk­lich brau­chen – und was wir los­las­sen dür­fen. Bibli­sche Medi­ta­ti­on: Lies Tex­te, die Got­tes Für­sor­ge und Treue zei­gen. Lass sie nicht nur den Ver­stand, son­dern das Herz berüh­ren. Wie­der­ho­le sie wie ein inne­res Man­tra. Gebet der Hin­ga­be: Sprich: „Herr, du bist genug. Ich ver­traue dir. Ich las­se los, was mich bin­det.“ Die­se Wor­te kön­nen zu einem inne­ren Anker wer­den – beson­ders in Momen­ten der Unru­he. Ver­zicht als geist­li­che Übung: Ver­zich­te bewusst auf etwas – Kon­sum, Kon­trol­le, Ver­glei­che – und beob­ach­te, wie Gott die Lücke füllt. So wird das Herz frei für das Wesent­li­che. Zeug­nis­se lesen oder tei­len: Höre von Men­schen, die Got­tes Genug­sein erlebt haben – in Krank­heit, Ver­lust, Umbruch. Ihre Geschich­ten stär­ken den Glau­ben und zei­gen: Es ist mög­lich.

5. Sich von Ver­glei­chen lösen
Ver­glei­chen nährt die Gier. Es macht uns blind für das Gute in unse­rem Leben. Pau­lus schreibt: „Ich habe gelernt, in jeder Lage zufrie­den zu sein“ (Phil­ip­per 4,11). Zufrie­den­heit ist eine geist­li­che Dis­zi­plin – und ein Geschenk. Das Sich-Lösen von Ver­glei­chen ist ein Akt der inne­ren Befrei­ung – eine Rück­kehr zu sich selbst, zu einem Leben, das nicht stän­dig im Schat­ten ande­rer steht. Ver­glei­chen ist wie ein stil­ler Dieb: Es raubt uns Frie­den, Freu­de und Iden­ti­tät. Es lässt uns ent­we­der klein füh­len oder über­heb­lich – bei­des trennt uns von der Wahr­heit, dass wir in Got­tes Augen ein­zig­ar­tig und genug sind.

War­um ver­glei­chen wir uns? Weil wir suchen: nach Bestä­ti­gung, Zuge­hö­rig­keit, Bedeu­tung. Doch der Maß­stab, den wir oft wäh­len, ist fremd. Wir mes­sen uns an Erfol­gen, Aus­se­hen, Besitz, Ein­fluss – und ver­lie­ren dabei den Blick für das, was uns wirk­lich aus­macht. Die Bibel warnt davor: „Ich wage aller­dings nicht, mich mit denen in eine Rei­he zu stel­len, die sich selbst anprei­sen. Ich kann mich selbst­ver­ständ­lich nicht mit ihnen mes­sen. Sie sind so unver­stän­dig, dass sie ihre eige­nen Maß­stä­be auf­rich­ten und sich an sich selbst mes­sen.“ (2. Korin­ther 10,12, Gute Nach­richt)

Schrit­te, um sich von Ver­glei­chen zu lösen

Selbst­an­nah­me üben: Erken­ne: Du bist nicht weni­ger wert, weil du anders bist. Dei­ne Geschich­te, dei­ne Gaben, dei­ne Schwä­chen – sie sind Teil dei­ner Beru­fung. Gott hat dich gewollt, so wie du bist. Bibli­sche Iden­ti­tät ver­in­ner­li­chen: Du bist ein Kind Got­tes, geliebt, beru­fen, getra­gen. Nicht defi­niert durch Lei­stung, son­dern durch Gna­de. „Du bist kost­bar in mei­nen Augen und wert­voll, und ich habe dich lieb.“ (Jesa­ja 43,4). Dank­bar­keit statt Neid: Wenn du dich dabei ertappst, ande­re zu benei­den – hal­te inne und dan­ke für das, was du hast. Dank­bar­keit heilt das Herz und macht es weit. Bewuss­tes Medi­en­fa­sten: Sozia­le Medi­en sind oft ein Nähr­bo­den für Ver­glei­che. Eine Pau­se davon kann hel­fen, wie­der bei dir selbst anzu­kom­men – ohne Fil­ter, ohne Büh­ne. Ehr­li­che Gesprä­che füh­ren: Sprich mit Men­schen über dei­ne Unsi­cher­hei­ten. Du wirst mer­ken: Jeder kämpft. Echt­heit ver­bin­det – Ver­glei­che tren­nen. Gebet der Befrei­ung: Bit­te Gott, dich von fal­schen Maß­stä­ben zu lösen. Lass ihn dein Herz neu aus­rich­ten – auf Wahr­heit, Lie­be und Frie­den.

6. Gebet und Umkehr
Hab­gier ist eine Sün­de, aber kei­ne, die uns ver­dammt – son­dern eine, die uns zur Umkehr ruft. Im Gebet kön­nen wir sie beken­nen und Got­tes Hil­fe erbit­ten. „Wenn wir unse­re Sün­den beken­nen, ist er treu und gerecht, dass er uns ver­gibt“ (1. Johan­nes 1,9). Das The­ma Hab­gier ist zutiefst mensch­lich – und doch auch zutiefst zer­stö­re­risch. Sie ist wie ein Hun­ger, der nie satt wird, ein Schat­ten, der selbst im Licht noch Besitz ergrei­fen will. Aber Umkehr ist mög­lich. Und sie beginnt nicht mit Scham, son­dern mit Ehr­lich­keit. Mit einem Blick auf das eige­ne Herz, der sagt: „Ich will frei sein.“

Herr, mein Herz ist unru­hig.
Ich habe gesucht, gesam­melt, gehor­tet –
und doch bin ich leer geblie­ben.

Ich beken­ne dir mei­ne Hab­gier:
mei­nen Wunsch nach mehr,
mei­ne Angst, zu kurz zu kom­men,
mein Miss­trau­en gegen­über dei­ner Für­sor­ge.

Ver­gib mir, wo ich Besitz über Men­schen gestellt habe.
Ver­gib mir, wo ich Reich­tum über Bezie­hung gewählt habe.
Ver­gib mir, wo ich dich ver­ges­sen habe – im Stre­ben nach Sicher­heit.

Schen­ke mir ein neu­es Herz:
ein Herz, das teilt,
das ver­traut,
das liebt.

Leh­re mich, mit offe­nen Hän­den zu leben.
Leh­re mich, zu geben, statt zu grei­fen.
Leh­re mich, dich als mei­nen wah­ren Schatz zu erken­nen.

Denn du allein machst reich,
du allein stillst mein Ver­lan­gen.
Ich keh­re um – zu dir.
Amen.

Hab­gier ver­liert ihre Macht, wenn wir erken­nen, dass wah­res Leben nicht im Haben liegt, son­dern im Sein – in der Bezie­hung zu Gott, zu ande­ren, und zu uns selbst. Wer das „Genug“ in Gott fin­det, wird reich – auf eine Wei­se, die kein Kon­to je wider­spie­geln kann. Reich, aber leer: War­um Hab­gier uns arm macht. „Denn was hilft es dem Men­schen, wenn er die gan­ze Welt gewinnt, aber sein Leben ver­liert?“ (Mar­kus 8,36)

Hab­gier ver­spricht Fül­le – doch sie führt zur inne­ren Ver­ar­mung. Sie treibt uns an, immer mehr zu wol­len, und lässt uns dabei das ver­lie­ren, was wirk­lich zählt: Frie­den, Bezie­hung, Sinn. Die Bibel warnt nicht vor Reich­tum an sich, son­dern vor einem Her­zen, das sich an Besitz klam­mert und Gott ver­gisst. Jesus ruft zur Umkehr – nicht aus mora­li­scher Stren­ge, son­dern aus Lie­be. Er lädt uns ein, Schät­ze im Him­mel zu sam­meln, die nicht ver­ge­hen. Denn wah­re Fül­le beginnt dort, wo das Herz frei wird. Hab­gier macht uns glau­ben, wir müss­ten uns selbst ver­sor­gen – als gäbe es kei­nen Gott, der sieht, sorgt und schenkt. Doch wah­re Fül­le beginnt dort, wo wir los­las­sen. Wo wir nicht län­ger grei­fen, son­dern emp­fan­gen. Wer sich von der Gier befreit, gewinnt nicht weni­ger – son­dern mehr: Mehr Frie­den. Mehr Frei­heit. Mehr Nähe zu dem, der allein wirk­lich reich macht.

Möge dein Herz frei wer­den von der Last des „Mehr“.
Möge dein Blick sich lösen von dem, was glänzt – und sich rich­ten auf das, was trägt.
Möge Gott dir schen­ken, was kein Geld kau­fen kann:
Frie­den, der bleibt.
Lie­be, die heilt.
Freu­de, die nicht ver­geht.

Möge dein Leben reich sein – nicht im Haben, son­dern im Sein.
Und möge dein Herz erken­nen:
Du bist genug.
Du hast genug.
Du bist geseg­net.
Amen.