Habgier – dieses unersättliche Verlangen nach Mehr – ist eine der subtilsten und zugleich zerstörerischsten Kräfte, die das menschliche Herz durchdringen können. „Wem genug zu wenig ist, dem ist nichts genug“ – dieser Satz trifft ins Mark. Er entlarvt die innere Leere, die entsteht, wenn Besitz zum Götzen wird und das Streben nach Reichtum das Streben nach Wahrheit, Liebe und Gerechtigkeit verdrängt. Die Bibel warnt eindringlich vor dieser Versuchung: „Denn die Liebe zum Geld ist eine Wurzel alles Bösen; danach haben einige getrachtet und sind vom Glauben abgeirrt und haben sich selbst viele Schmerzen bereitet“ (1. Timotheus 6,10).
Jeder von uns kennt Habgier — seien wir mal ehrlich …sie schleicht sich ein, oft leise, manchmal getarnt als Ehrgeiz, als Wunsch nach Sicherheit oder als Streben nach Erfolg. Doch wenn wir ehrlich sind, steckt dahinter oft ein tieferes Loch – eine Sehnsucht, die mit Dingen gefüllt werden soll, die niemals wirklich satt machen. Jeder von uns kennt diesen Moment, in dem das Haben wichtiger scheint als das Sein. Wir vergleichen uns, wir messen uns, wir wollen mehr – mehr Geld, mehr Anerkennung, mehr Kontrolle. Und dabei verlieren wir das Maß. Die Bibel spricht klar über diese Gefahr: „Hütet euch vor aller Habgier; denn niemand lebt davon, dass er viele Güter hat“ (Lukas 12,15). Habgier ist nicht nur eine Sünde, sie ist ein Symptom für ein Herz, das sich von Gott entfernt hat. Sie macht blind für das, was wirklich zählt: Liebe, Gemeinschaft, Barmherzigkeit, Gnade. Und sie macht taub für den Ruf Gottes, der uns zur Freiheit ruft – zur Freiheit von der Knechtschaft des Besitzes. „Selig sind, die geistlich arm sind; denn ihrer ist das Himmelreich“ (Matthäus 5,3). Geistlich arm zu sein heißt nicht, nichts zu haben – es heißt, nichts besitzen zu müssen, um erfüllt zu sein. Es heißt, sich selbst nicht zum Mittelpunkt zu machen, sondern Raum zu schaffen für das Wirken Gottes. Habgier trennt, aber Demut verbindet. Und vielleicht ist der erste Schritt zur Heilung, dass wir uns eingestehen: Ja, ich kenne Habgier. Aber ich will sie nicht länger mein Herz regieren lassen. Ich will lernen, mit weniger zufrieden zu sein – und mit Gott genug zu haben.
Habgier ist nicht bloß ein moralisches Problem – sie ist eine geistliche Krankheit, die den Blick für das Wesentliche trübt. Jesus selbst sagte: „Niemand kann zwei Herren dienen; denn entweder wird er den einen hassen und den anderen lieben, oder er wird einem anhängen und den anderen verachten. Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon“ (Matthäus 6,24), und damit stellt er klar, dass das Herz nur einem Herrn gehören kann. Wer dem Mammon dient, verliert die Freiheit, verliert die Fähigkeit zur Dankbarkeit und zur echten Gemeinschaft. In der Gier nach Besitz liegt eine tiefe Einsamkeit, denn sie trennt uns von anderen und von Gott. Der reiche Kornbauer, der seine Scheunen erweitern wollte, um all seinen Besitz zu lagern, wurde von Gott als Narr bezeichnet: „Du Narr! Diese Nacht wird man deine Seele von dir fordern; und wem wird gehören, was du bereitet hast?“ (Lukas 12,20).
Habgier ist eine Sünde, weil sie das Vertrauen auf Gott ersetzt durch das Vertrauen auf Dinge, die vergehen. Sie ist ein Zeichen dafür, dass das Herz nicht in der Liebe ruht, sondern in der Angst – der Angst, zu kurz zu kommen, nicht genug zu haben, nicht genug zu sein. Doch der wahre Reichtum liegt nicht im Haben, sondern im Sein. „Sammelt euch nicht Schätze auf Erden, wo Motten und Rost sie fressen und wo Diebe einbrechen und stehlen. Sammelt euch aber Schätze im Himmel“ (Matthäus 6,19–20). Die Einladung der Schrift ist klar: Lass los, was dich bindet, und finde das Genug in Gott. Denn wer in Ihm genug hat, dem fehlt nichts.
Was zeichnet Habgier aus?
- Unersättlichkeit: Selbst wenn man genug hat, will man mehr – aus Angst, Neid oder Machtstreben.
- Rücksichtslosigkeit: Die Bedürfnisse anderer werden ignoriert, wenn sie dem eigenen Gewinn im Weg stehen.
- Verlust der Maßstäbe: Besitz wird zum Selbstzweck, nicht mehr zum Mittel für ein gutes Leben.
Konkrete Beispiele für Habgier
Beispiel | Beschreibung |
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💼 Manager, der Boni maximiert | Ein Vorstand erhöht sich selbst den Bonus, obwohl das Unternehmen Mitarbeiter entlässt. |
🏠 Immobilienspekulant | Jemand kauft Wohnungen nur zur Wertsteigerung, lässt sie leer stehen und treibt die Mieten hoch. |
🛒 Hamsterkäufe in Krisenzeiten | Menschen kaufen übermäßig viele Lebensmittel oder Medikamente, obwohl andere leer ausgehen. |
⚖️ Erbschaftsstreit | Familienmitglieder streiten erbittert um das Erbe, obwohl sie finanziell abgesichert sind. |
🎰 Spielsucht mit Gier-Motiv | Jemand verspielt Geld in der Hoffnung auf den großen Gewinn, obwohl er Schulden hat. |
🌍 Ausbeutung natürlicher Ressourcen | Unternehmen roden Wälder oder verschmutzen Gewässer für kurzfristigen Profit. |
Religiöse Perspektive
Jesus warnt: „Seht zu und hütet euch vor aller Habgier; denn niemand lebt davon, dass er viele Güter hat“ (Lukas 12,15). Die Bibel stellt klar: Besitz ist vergänglich – das Herz soll sich nicht daran hängen. Dieser Vers ist eine eindringliche Warnung Jesu an seine Zuhörer – und an uns heute. Er beginnt mit dem Appell „Seht zu“, was bedeutet: Achtet bewusst auf euer Herz, eure Motive und eure Lebensweise. Es ist ein Ruf zur Wachsamkeit, denn Habgier schleicht sich oft leise ein – getarnt als Streben nach Sicherheit, Erfolg oder Selbstverwirklichung. „Hütet euch vor aller Habgier“ – das Wort „aller“ zeigt, dass Habgier viele Gesichter hat. Sie kann sich in materieller Besitzsucht äußern, aber auch in Machtstreben, Statusdenken oder dem Wunsch, immer mehr zu haben als andere. Jesus fordert nicht nur äußere Mäßigung, sondern eine innere Haltung der Freiheit gegenüber Besitz.
Der zweite Teil des Verses bringt die zentrale Wahrheit auf den Punkt: „Denn niemand lebt davon, dass er viele Güter hat.“ Leben – echtes, erfülltes Leben – entsteht nicht durch Anhäufung von Dingen. Güter können das Herz nicht nähren, die Seele nicht stillen, die Liebe nicht ersetzen. Wer glaubt, durch Besitz Leben zu gewinnen, verkennt den Ursprung des Lebens: Es kommt von Gott, nicht vom Eigentum. Jesus stellt hier eine geistliche Priorität auf: Das Leben ist mehr als Haben. Es ist Beziehung, Vertrauen, Hingabe. Wer sich von Habgier leiten lässt, verliert den Blick für das Wesentliche – für Mitmenschlichkeit, für Dankbarkeit, für das Reich Gottes. Dieser Vers ruft uns zur Umkehr, zur inneren Freiheit und zur Neuausrichtung unseres Herzens.
Wie kann man Habgier überwinden?
Habgier zu überwinden ist kein einmaliger Akt, sondern ein innerer Prozess – eine geistliche Reise, die mit Ehrlichkeit beginnt und mit Freiheit endet. Es bedeutet, sich selbst ins Licht zu stellen und zu erkennen, wo das „Mehr“ unser Herz regiert. Hier sind einige Wege, wie man dieser Sünde begegnen und sie Schritt für Schritt hinter sich lassen kann:
1. Dankbarkeit kultivieren
Wer dankbar ist, sieht das, was er hat, nicht als selbstverständlich – sondern als Geschenk. Tägliche Dankbarkeit verändert den Blick: vom Mangel zur Fülle. „Seid dankbar in allen Dingen; denn das ist der Wille Gottes in Christus Jesus für euch“ (1. Thessalonicher 5,18). Dankbarkeitstagebuch führen: Nimm dir jeden Abend 5 Minuten Zeit und schreibe drei Dinge auf, für die du heute dankbar bist. Sie müssen nicht groß sein – manchmal ist es der warme Tee, das Lächeln eines Fremden oder ein Moment der Ruhe. Diese Übung verändert deinen Blick auf den Tag. Im Gebet danken statt bitten: Beginne dein Gebet nicht mit Bitten, sondern mit Danken. Zähle auf, was Gott dir geschenkt hat – Leben, Beziehungen, Vergebung, Hoffnung. Das verändert die Haltung: vom Mangel zur Fülle. Achtsamkeit im Alltag: Übe dich darin, bewusst wahrzunehmen: den Duft des Brotes, das Licht auf dem Tisch, die Stimme eines Freundes. Dankbarkeit beginnt oft mit dem Staunen über das Gewöhnliche. Dank aussprechen: Sag Menschen, wofür du ihnen dankbar bist – ehrlich und konkret. Das stärkt Beziehungen und öffnet Herzen. Ein einfaches „Ich schätze dich“ kann Wunder wirken. Verzicht als Übung: Manchmal hilft es, bewusst auf etwas zu verzichten – z. B. auf Konsum, Medien oder Komfort – um neu zu erkennen, wie viel wir haben. In der Stille wächst oft das Staunen. Dankbarkeit als Lebenshaltung: Sie ist nicht nur eine Emotion, sondern eine Entscheidung. Du kannst morgens sagen: „Heute will ich mit einem dankbaren Herzen leben.“ Das ist wie ein geistlicher Kompass, der dich durch den Tag führt.
2. Das Herz prüfen
Habgier beginnt im Inneren. Frage dich: Was treibt mich an? Was glaube ich, durch Besitz zu gewinnen? „Mehr“ ist oft ein Ersatz für etwas Tieferes – Sicherheit, Anerkennung, Kontrolle. Die Bibel sagt: „Behüte dein Herz mit allem Fleiß, denn daraus quillt das Leben“ (Sprüche 4,23). Das Herz zu prüfen heißt also: sich selbst unter die Lupe nehmen – mit Liebe, aber auch mit Klarheit. Stille suchen: Beginne mit einem Moment der Ruhe. Schalte äußere Ablenkungen aus. In der Stille wird das Herz hörbar. Ehrliche Fragen stellen: Frage dich: Was wünsche ich mir zutiefst – und warum? Was treibt mich wirklich an? Wo bin ich neidisch, gierig, stolz? Wo fehlt mir Vertrauen? Gottes Licht bitten: Bitte Gott, dein Herz zu durchleuchten. Psalm 139,23–24 ist ein kraftvolles Gebet dafür: „Erforsche mich, Gott, und erkenne mein Herz; prüfe mich und erkenne, wie ich’s meine.“ Gefühle nicht verdrängen: Lass auch unangenehme Gefühle zu – Angst, Ärger, Scham. Sie sind oft Wegweiser zu tieferen Themen.
Biblische Spiegel nutzen: Jakobus 1, 22–25: “Seid aber Täter des Wortes und nicht allein Hörer, die sich selbst betrügen! Denn wenn jemand ein Hörer des Wortes ist und nicht ein Täter, der gleicht einem Mann, der sein natürliches Gesicht in einem Spiegel betrachtet. Denn er hat sich selbst betrachtet und ist weggegangen, und er hat sogleich vergessen, wie er beschaffen war. Wer aber in das vollkommene Gesetz der Freiheit hineingeschaut hat und dabei geblieben ist, indem er nicht ein vergesslicher Hörer, sondern ein Täter des Werkes ist, der wird in seinem Tun glückselig sein.”
Reue und Umkehr zulassen: Wenn du erkennst, dass du fehlgegangen bist – sei nicht hart, sondern ehrlich. Gott lädt zur Umkehr ein, nicht zur Verurteilung. „Ein zerbrochenes und zerschlagenes Herz wirst du, Gott, nicht verachten.“ (Psalm 51,19)
Veränderung konkret machen: Was kannst du heute anders tun? Wen kannst du um Vergebung bitten? Wo kannst du neu vertrauen, loslassen, lieben? Wo kannst du verzichten?
Eine kleine Übung zur Herzprüfung:
Setze dich in Stille. Atme tief. Sprich innerlich: „Herr, zeige mir mein Herz. Was liebe ich? Was fürchte ich? Was hindert mich, dir ganz zu vertrauen? Lass mich sehen, was ich nicht sehen will. Und gib mir den Mut zur Wahrheit.“ Bleibe still. Höre. Schreibe auf, was kommt.
3. Großzügigkeit üben
Geben ist das direkte Gegenmittel zur Gier. Es bricht die Macht des Besitzes über uns. Wer gibt, wird frei. „Einen fröhlichen Geber liebt Gott“ (2. Korinther 9,7). Großzügigkeit ist nicht nur eine Tat – sie ist ein Lebensstil. Großzügigkeit ist mehr als Geben. Es ist eine Haltung des Herzens, die sagt: „Ich habe genug, um zu teilen.“ Sie ist das Gegenteil von Habgier – nicht festhalten, sondern loslassen. Nicht rechnen, sondern schenken. Nicht kontrollieren, sondern vertrauen.
Zeit schenken: Nicht nur Geld ist kostbar – auch Zeit. Höre jemandem wirklich zu. Besuche jemanden, der einsam ist. Hilf, ohne auf Gegenleistung zu warten. Großzügigkeit beginnt oft mit einem offenen Ohr. Worte der Ermutigung: Ein aufrichtiges Lob, ein tröstendes Wort, ein ehrliches „Ich sehe dich“ – das sind Geschenke, die nichts kosten und doch viel bewirken. Sprich großzügig – nicht schmeichelnd, sondern wahrhaftig. Materiell teilen: Spende Kleidung, Bücher, Lebensmittel – nicht nur das, was du nicht mehr brauchst, sondern auch das, was du eigentlich behalten würdest. Großzügigkeit wird echt, wenn sie etwas kostet. Vergebung üben: Vergebung ist eine Form der Großzügigkeit: Du gibst jemandem Freiheit, obwohl du verletzt wurdest. Du lässt los, was dich binden will. Das ist vielleicht die tiefste Form des Gebens. Anonym geben: Gib, ohne gesehen zu werden. Das reinigt das Herz von Stolz und Selbstinszenierung. Jesus sagt: „Wenn du Almosen gibst, soll deine linke Hand nicht wissen, was die rechte tut“ (Matthäus 6,3). Innerlich loslassen: Großzügigkeit heißt auch: nicht festhalten an Erwartungen, Ansprüchen, Rechthaberei. Wer innerlich frei ist, kann großzügig leben – auch in Gedanken und Urteilen.
Eine kleine Übung für den Tag:
Heute will ich großzügig sein. Ich will geben, ohne zu zählen. Ich will sehen, wo jemand etwas braucht – und handeln. Ich will mein Herz weit machen. Denn ich habe empfangen, um weiterzugeben.
4. Gottes Genugsein erkennen
Habgier wurzelt oft in der Angst, zu kurz zu kommen. Doch in Gott ist alles, was wir brauchen. „Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln“ (Psalm 23,1). Wer das glaubt, kann loslassen – und in Frieden leben. Was heißt „Gottes Genugsein“? Es bedeutet: Gott allein genügt. Nicht, weil wir nichts mehr brauchen, sondern weil wir in ihm alles finden, was unser Herz wirklich sucht – Liebe, Sicherheit, Sinn, Trost, Hoffnung. Es ist die Erfahrung, dass Gott nicht nur „mehr als genug“ ist, sondern dass er selbst das Genug ist.
Biblische Impulse:
- Psalm 23,1: „Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln.“ Nicht, weil alles perfekt ist, sondern weil der Hirte da ist.
- 2. Korinther 12,9: „Meine Gnade genügt dir.“ Auch in Schwachheit, Mangel oder Schmerz – Gottes Nähe trägt.
- Philipper 4,11–13: “Nicht, dass ich es des Mangels wegen sage, denn ich habe gelernt, mich darin zu begnügen, worin ich bin. Sowohl erniedrigt zu sein, weiß ich, als auch Überfluss zu haben, weiß ich; in jedes und in alles bin ich eingeweiht, sowohl satt zu sein als auch zu hungern, sowohl Überfluss zu haben als auch Mangel zu leiden. Alles vermag ich in dem, der mich kräftigt.” Paulus sagt, er habe gelernt, in jeder Lage zufrieden zu sein. Zufriedenheit ist nicht Umstand, sondern Haltung – gegründet in Christus.
Wege, Gottes Genugsein zu erkennen und zu leben
Stille zulassen: In der Stille begegnen wir nicht nur uns selbst, sondern auch Gott. Dort zeigt sich, was wir wirklich brauchen – und was wir loslassen dürfen. Biblische Meditation: Lies Texte, die Gottes Fürsorge und Treue zeigen. Lass sie nicht nur den Verstand, sondern das Herz berühren. Wiederhole sie wie ein inneres Mantra. Gebet der Hingabe: Sprich: „Herr, du bist genug. Ich vertraue dir. Ich lasse los, was mich bindet.“ Diese Worte können zu einem inneren Anker werden – besonders in Momenten der Unruhe. Verzicht als geistliche Übung: Verzichte bewusst auf etwas – Konsum, Kontrolle, Vergleiche – und beobachte, wie Gott die Lücke füllt. So wird das Herz frei für das Wesentliche. Zeugnisse lesen oder teilen: Höre von Menschen, die Gottes Genugsein erlebt haben – in Krankheit, Verlust, Umbruch. Ihre Geschichten stärken den Glauben und zeigen: Es ist möglich.
Herr, du bist mein Genug. Wenn alles fällt – du bleibst. Wenn ich nichts mehr habe – du bist da. Wenn mein Herz leer ist – du füllst es. Ich lasse los, was mich bindet. Ich empfange, was du gibst. Du bist mein Hirte. Du bist mein Vater. Du bist mein Genug. Amen.
5. Sich von Vergleichen lösen
Vergleichen nährt die Gier. Es macht uns blind für das Gute in unserem Leben. Paulus schreibt: „Ich habe gelernt, in jeder Lage zufrieden zu sein“ (Philipper 4,11). Zufriedenheit ist eine geistliche Disziplin – und ein Geschenk. Das Sich-Lösen von Vergleichen ist ein Akt der inneren Befreiung – eine Rückkehr zu sich selbst, zu einem Leben, das nicht ständig im Schatten anderer steht. Vergleichen ist wie ein stiller Dieb: Es raubt uns Frieden, Freude und Identität. Es lässt uns entweder klein fühlen oder überheblich – beides trennt uns von der Wahrheit, dass wir in Gottes Augen einzigartig und genug sind.
Warum vergleichen wir uns? Weil wir suchen: nach Bestätigung, Zugehörigkeit, Bedeutung. Doch der Maßstab, den wir oft wählen, ist fremd. Wir messen uns an Erfolgen, Aussehen, Besitz, Einfluss – und verlieren dabei den Blick für das, was uns wirklich ausmacht. Die Bibel warnt davor: „Ich wage allerdings nicht, mich mit denen in eine Reihe zu stellen, die sich selbst anpreisen. Ich kann mich selbstverständlich nicht mit ihnen messen. Sie sind so unverständig, dass sie ihre eigenen Maßstäbe aufrichten und sich an sich selbst messen.“ (2. Korinther 10,12, Gute Nachricht)
Schritte, um sich von Vergleichen zu lösen
Selbstannahme üben: Erkenne: Du bist nicht weniger wert, weil du anders bist. Deine Geschichte, deine Gaben, deine Schwächen – sie sind Teil deiner Berufung. Gott hat dich gewollt, so wie du bist. Biblische Identität verinnerlichen: Du bist ein Kind Gottes, geliebt, berufen, getragen. Nicht definiert durch Leistung, sondern durch Gnade. „Du bist kostbar in meinen Augen und wertvoll, und ich habe dich lieb.“ (Jesaja 43,4). Dankbarkeit statt Neid: Wenn du dich dabei ertappst, andere zu beneiden – halte inne und danke für das, was du hast. Dankbarkeit heilt das Herz und macht es weit. Bewusstes Medienfasten: Soziale Medien sind oft ein Nährboden für Vergleiche. Eine Pause davon kann helfen, wieder bei dir selbst anzukommen – ohne Filter, ohne Bühne. Ehrliche Gespräche führen: Sprich mit Menschen über deine Unsicherheiten. Du wirst merken: Jeder kämpft. Echtheit verbindet – Vergleiche trennen. Gebet der Befreiung: Bitte Gott, dich von falschen Maßstäben zu lösen. Lass ihn dein Herz neu ausrichten – auf Wahrheit, Liebe und Frieden.
Herr, ich lasse los. Ich lasse los, was mich bindet: Den Wunsch, besser zu sein. Die Angst, nicht zu genügen. Die Vergleiche, die mich klein machen. Ich bin dein. Ich bin genug. Ich bin frei. Amen.
6. Gebet und Umkehr
Habgier ist eine Sünde, aber keine, die uns verdammt – sondern eine, die uns zur Umkehr ruft. Im Gebet können wir sie bekennen und Gottes Hilfe erbitten. „Wenn wir unsere Sünden bekennen, ist er treu und gerecht, dass er uns vergibt“ (1. Johannes 1,9). Das Thema Habgier ist zutiefst menschlich – und doch auch zutiefst zerstörerisch. Sie ist wie ein Hunger, der nie satt wird, ein Schatten, der selbst im Licht noch Besitz ergreifen will. Aber Umkehr ist möglich. Und sie beginnt nicht mit Scham, sondern mit Ehrlichkeit. Mit einem Blick auf das eigene Herz, der sagt: „Ich will frei sein.“
Herr, mein Herz ist unruhig.
Ich habe gesucht, gesammelt, gehortet –
und doch bin ich leer geblieben.
Ich bekenne dir meine Habgier:
meinen Wunsch nach mehr,
meine Angst, zu kurz zu kommen,
mein Misstrauen gegenüber deiner Fürsorge.
Vergib mir, wo ich Besitz über Menschen gestellt habe.
Vergib mir, wo ich Reichtum über Beziehung gewählt habe.
Vergib mir, wo ich dich vergessen habe – im Streben nach Sicherheit.
Schenke mir ein neues Herz:
ein Herz, das teilt,
das vertraut,
das liebt.
Lehre mich, mit offenen Händen zu leben.
Lehre mich, zu geben, statt zu greifen.
Lehre mich, dich als meinen wahren Schatz zu erkennen.
Denn du allein machst reich,
du allein stillst mein Verlangen.
Ich kehre um – zu dir.
Amen.
Habgier verliert ihre Macht, wenn wir erkennen, dass wahres Leben nicht im Haben liegt, sondern im Sein – in der Beziehung zu Gott, zu anderen, und zu uns selbst. Wer das „Genug“ in Gott findet, wird reich – auf eine Weise, die kein Konto je widerspiegeln kann. Reich, aber leer: Warum Habgier uns arm macht. „Denn was hilft es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, aber sein Leben verliert?“ (Markus 8,36)
Habgier verspricht Fülle – doch sie führt zur inneren Verarmung. Sie treibt uns an, immer mehr zu wollen, und lässt uns dabei das verlieren, was wirklich zählt: Frieden, Beziehung, Sinn. Die Bibel warnt nicht vor Reichtum an sich, sondern vor einem Herzen, das sich an Besitz klammert und Gott vergisst. Jesus ruft zur Umkehr – nicht aus moralischer Strenge, sondern aus Liebe. Er lädt uns ein, Schätze im Himmel zu sammeln, die nicht vergehen. Denn wahre Fülle beginnt dort, wo das Herz frei wird. Habgier macht uns glauben, wir müssten uns selbst versorgen – als gäbe es keinen Gott, der sieht, sorgt und schenkt. Doch wahre Fülle beginnt dort, wo wir loslassen. Wo wir nicht länger greifen, sondern empfangen. Wer sich von der Gier befreit, gewinnt nicht weniger – sondern mehr: Mehr Frieden. Mehr Freiheit. Mehr Nähe zu dem, der allein wirklich reich macht.
Möge dein Herz frei werden von der Last des „Mehr“.
Möge dein Blick sich lösen von dem, was glänzt – und sich richten auf das, was trägt.
Möge Gott dir schenken, was kein Geld kaufen kann:
Frieden, der bleibt.
Liebe, die heilt.
Freude, die nicht vergeht.
Möge dein Leben reich sein – nicht im Haben, sondern im Sein.
Und möge dein Herz erkennen:
Du bist genug.
Du hast genug.
Du bist gesegnet.
Amen.