So gebt dem Kai­ser, was des Kai­sers ist!

Mat­thä­us 22,21: „So gebt dem Kai­ser, was des Kai­sers ist, und Gott, was Got­tes ist.“ (vgl. Mt. 15–22).

Die­ser Satz fällt in einem Gespräch zwi­schen Jesus und den Pha­ri­sä­ern, die ihn mit einer Fang­fra­ge zur Steu­er­zah­lung an den römi­schen Kai­ser her­aus­for­dern.

Die Pha­ri­sä­er waren alles ande­re als ein­fäl­tig. Sie gal­ten als gebil­det, scharf­sin­nig, ja gera­de­zu stra­te­gisch im Umgang mit reli­giö­sen und poli­ti­schen Fra­gen. Doch ihre Klug­heit war durch­setzt von Miss­trau­en und Macht­in­ter­es­se. Für sie stand längst fest: Die­ser Jesus von Naza­reth, der mit Voll­macht lehrt, Her­zen berührt und die reli­giö­sen Fas­sa­den ihrer Zeit durch­schaut – er muss besei­tigt wer­den. Nicht etwa, weil er ein Ver­bre­cher war, son­dern weil er ihre Ord­nung infra­ge stell­te. Weil er nicht in ihre Schub­la­den pass­te. Weil er das Volk beweg­te, ohne ihre Zustim­mung.

So ersan­nen sie eine List. In einer stil­len Bera­tung – ver­bor­gen vor den Augen der Men­ge – schmie­de­ten sie einen Plan, der Jesus in eine Fal­le locken soll­te. Eine Fang­fra­ge, raf­fi­niert und dop­pel­deu­tig, mit der sie ihn öffent­lich dis­kre­di­tie­ren oder juri­stisch belan­gen konn­ten. Die Fra­ge lau­te­te: „Ist es erlaubt, dem Kai­ser Steu­ern zu zah­len – oder nicht?“ Eine schein­bar harm­lo­se Anfra­ge, doch in Wahr­heit ein mes­ser­schar­fer Test. Sag­te Jesus „Ja“, so wür­de er sich in den Augen vie­ler Juden kom­pro­mit­tie­ren – denn wer dem römi­schen Besat­zer loy­al ist, kann kaum der ver­hei­ße­ne Mes­si­as sein. Sag­te er aber „Nein“, so hät­te man ihn als Auf­rüh­rer den römi­schen Behör­den über­ge­ben kön­nen – ein kla­rer Fall von Steu­er­ver­wei­ge­rung und poli­ti­scher Pro­vo­ka­ti­on.

Um die Fal­le was­ser­dicht zu machen, sand­ten die Pha­ri­sä­er nicht nur eini­ge ihrer Schü­ler, son­dern auch Anhän­ger der Hero­dia­ner – Män­ner, die dem römi­schen System nahe­stan­den und sofort ein­grei­fen konn­ten, soll­te Jesus sich gegen den Kai­ser stel­len. Es war ein per­fi­des Zusam­men­spiel von reli­giö­ser Heu­che­lei und poli­ti­scher Kon­trol­le. Die Fra­ge war nicht ehr­lich gemeint, son­dern tak­tisch kal­ku­liert. Sie woll­ten Jesus nicht ver­ste­hen – sie woll­ten ihn über­füh­ren.

Doch Jesus durch­schau­te ihre Absicht. Er ant­wor­te­te nicht impul­siv, son­dern mit einer Gegen­fra­ge: „Wes­sen Bild und Auf­schrift ist auf der Mün­ze?“„Des Kai­sers“, lau­te­te die Ant­wort. Dar­auf sprach Jesus den berühm­ten Satz: „So gebt dem Kai­ser, was des Kai­sers ist, und Gott, was Got­tes ist.“ Mit weni­gen Wor­ten ent­larv­te er die Heu­che­lei, ent­zog sich der Fal­le und offen­bar­te zugleich eine tie­fe­re Wahr­heit: Die Mün­ze trägt das Bild des Kai­sers – sie gehört ihm. Doch der Mensch trägt das Bild Got­tes – er gehört Gott. Die Fra­ge war poli­tisch, die Ant­wort war geist­lich. Und sie bleibt bis heu­te ein Ruf zur Unver­füg­bar­keit des Her­zens für frem­de Zwecke, sich nicht von poli­ti­schen Mei­nun­gen und Hand­lun­gen instru­men­ta­li­sie­ren zu las­sen.

Blicken wir auf Jesus – nicht nur als Leh­rer, son­dern als den lei­den­den Got­tes­sohn. Was bedeu­te­te die­se Sze­ne für ihn, die­se Kon­fron­ta­ti­on mit listi­gen Fra­gen, mit reli­giö­ser Heu­che­lei und poli­ti­scher Fal­le? Es bedeu­te­te eine unsag­ba­re Ernied­ri­gung. Er, der wah­re Gott, der Herr der Herr­lich­keit, ließ sich befra­gen wie ein gewöhn­li­cher Mensch. Er, der das Herz erkennt, ließ sich prü­fen von Her­zen, die ihn ver­ach­te­ten. Er, der das Wort ist, ließ sich mit Wor­ten her­aus­for­dern. Und er ant­wor­te­te – nicht mit Zorn, nicht mit Über­le­gen­heit, son­dern mit Weis­heit, mit Geduld, mit gött­li­cher Sanft­mut. Er hät­te mit Leich­tig­keit hun­dert Fra­gen stel­len kön­nen, vor denen wir ver­stummt wären. Er hät­te uns auf Schritt und Tritt der Sün­de über­füh­ren kön­nen, mit Recht und mit Macht. Doch er tat es nicht. Er ließ die Sün­de an sich her­an­kom­men, ließ sich bespöt­teln, befra­gen, ver­däch­ti­gen – um unsert­wil­len. Um unse­re Schuld zu tra­gen, ließ er sich in die Schuld­fra­ge hin­ein­zie­hen. Um uns zum Him­mel zu erhö­hen, ließ er sich vor der Welt ernied­ri­gen.

Das war sein Auf­trag vom Vater: nicht nur zu leh­ren, son­dern zu lei­den; nicht nur zu herr­schen, son­dern zu die­nen; nicht nur zu offen­ba­ren, son­dern zu ertra­gen. Auch die Fang­fra­gen gehör­ten dazu – die­se klei­nen Pfei­le der Bos­heit, die ihn tref­fen soll­ten, aber uns offen­ba­ren, wie tief sei­ne Lie­be reicht. Wie dank­bar dür­fen wir sein, dass er sich nicht ent­zo­gen hat. Dass er nicht nur unse­re Fra­gen beant­wor­tet, son­dern unse­re Schuld getra­gen hat. Dass er nicht nur unser Leh­rer ist, son­dern unser Erlö­ser. Und dass er in jeder Kon­fron­ta­ti­on, in jeder Demü­ti­gung, in jeder Fra­ge, die ihn ver­let­zen soll­te, ein Ja gespro­chen hat – zu uns, zu unse­rer Ret­tung, zu sei­nem Kreuz.

Hören wir, wie die Jün­ger der Pha­ri­sä­er ihre Fra­ge vor­brin­gen – nicht direkt, son­dern ein­ge­wickelt in schmei­cheln­de Wor­te. „Mei­ster“, sagen sie, als wäre Jesus einer ihrer theo­lo­gi­schen Kol­le­gen, ein Ober-Pha­ri­sä­er, den man mit höf­li­cher Eti­ket­te begrüßt. Dann folgt eine Lobes­hym­ne, die trie­fend vor Heu­che­lei ist: „Wir wis­sen, dass du wahr­haf­tig bist und den Weg Got­tes lehrst, ohne auf das Anse­hen der Men­schen zu ach­ten.“ Was für ein Schau­spiel! Sie kom­men, um ihn zu Fall zu brin­gen – und tun so, als woll­ten sie ihn ehren. Sie prei­sen sei­ne Wahr­haf­tig­keit, sei­ne Got­tes­er­kennt­nis, sei­ne Unbe­stech­lich­keit – alles Eigen­schaf­ten, die sie ins­ge­heim ver­ach­ten, weil sie ihre eige­ne Fas­sa­de ent­lar­ven. Es ist der Gip­fel der Unver­schämt­heit: schein­hei­li­ge Höf­lich­keit als Waf­fe. Schein­hei­li­ge Höf­lich­keit ist eine sub­ti­le Waf­fe, die auch heu­te von jenen geführt wird, die sich auf Chri­stus beru­fen, aber sei­ne Wahr­heit mei­den — ein Lächeln auf den Lip­pen, doch das ist Herz fern vom Licht.

Sie wol­len ihn bei Lau­ne hal­ten, damit er ihnen nur ja ant­wor­tet – und sich dabei selbst ins Ver­der­ben redet. Wir ken­nen sol­che Höf­lich­keit. Sie begeg­net uns in Brie­fen, in Gesprä­chen, in diplo­ma­ti­scher Spra­che, die nicht der Wahr­heit dient, son­dern der Tak­tik. „Sehr geehr­ter Herr Sowie­so… Zu unse­rem größ­ten Bedau­ern… bla, bla, bla… andern­falls sehen wir uns lei­der genö­tigt, gericht­li­che Schrit­te ein­zu­lei­ten… Mit freund­li­chen Grü­ßen.“

Es ist die Spra­che der Mas­ke, nicht des Her­zens. Und Jesus? Er durch­schaut sie. Er hört nicht nur die Wor­te, son­dern das Herz dahin­ter. Er lässt sich nicht blen­den von Kom­pli­men­ten, die wie Honig klin­gen, aber Gift ent­hal­ten. Er ant­wor­tet – nicht auf ihre Schmei­che­lei, son­dern auf ihre Absicht. Und dar­in liegt sei­ne Maje­stät: Er bleibt wahr­haf­tig, wo ande­re tak­tie­ren. Er bleibt frei, wo ande­re mani­pu­lie­ren. Er bleibt Got­tes Sohn, wo ande­re ihn zum Werk­zeug ihrer List machen wol­len.

Und wir? Wir dür­fen ler­nen, sol­che Höf­lich­keit zu durch­schau­en – nicht mit Zynis­mus, son­dern mit geist­li­cher Klar­heit. Denn Nach­fol­ge heißt nicht, alles nett zu fin­den, son­dern das Ech­te vom Unech­ten zu unter­schei­den. Und das beginnt oft mit einem schein­bar harm­lo­sen „Mei­ster…“.

Es ist erfri­schend, ja befrei­end, wie offen und ehr­lich Jesus ant­wor­tet. Kein diplo­ma­ti­sches Lavie­ren, kein tak­ti­sches Aus­wei­chen – son­dern ein kla­res Wort mit­ten ins Herz der Heu­che­lei: „Ihr Heuch­ler, was ver­sucht ihr mich?“ (Mat­thä­us 22,18). Er durch­schaut das gan­ze Thea­ter sofort. Er kennt jedes Herz – nicht nur ober­fläch­lich, son­dern bis in die ver­bor­gen­sten Win­kel. Und er sagt, was Sache ist. Die schein­hei­li­ge Ein­lei­tung der Fra­ge­stel­ler – „Mei­ster, wir wis­sen, dass du wahr­haf­tig bist…“ – wird ihnen nun zum Zeug­nis gegen sich selbst. Denn ja, er ist wahr­haf­tig. Und ja, ihm ist das Anse­hen der Men­schen voll­kom­men egal. Er lebt nicht für Applaus, son­dern für Wahr­heit. Er redet nicht, um zu gefal­len, son­dern um zu befrei­en.

Blicken wir also wie­der auf ihn – auf Jesus, den Wahr­haf­ti­gen. Was sagt das über ihn aus? Es sagt: Er ist abso­lut ver­trau­ens­wür­dig. Er sagt sei­nen Geg­nern, was er denkt – ohne Här­te, aber mit Klar­heit. Und wenn er schon sei­nen Fein­den gegen­über so ehr­lich ist, wie viel mehr dür­fen wir, sei­ne Freun­de, dar­auf ver­trau­en, dass er uns nicht täuscht, nicht mani­pu­liert, nicht im Unkla­ren lässt. Was für ein Trost! Was für ein fester Halt für unse­ren Glau­ben! Auf Jesus ist hun­dert­pro­zen­tig Ver­lass. Er tut, was er sagt. Er ver­spricht nicht, was er nicht hält. „Wer da glau­bet und getauft wird, der wird selig wer­den“ (Mar­kus 16,16) – ja, das steht fel­sen­fest. Und: „Der Men­schen­sohn wird wie­der­kom­men mit den Wol­ken des Him­mels“ (Mat­thä­us 26,64) – ja, amen, das wird wirk­lich gesche­hen. Denn sein Wort ist nicht schwan­kend wie Men­schen­wort, son­dern ewig wie Got­tes Herz. Wer sich auf Jesus ver­lässt, ver­lässt sich nicht auf ein Gefühl, son­dern auf eine Per­son, die Wahr­heit ist. Und wer ihm glaubt, steht nicht auf Sand, son­dern auf Fels. Dar­um: Lasst uns ihm ver­trau­en – nicht nur in den gro­ßen Fra­gen, son­dern auch im All­tag, in der Nach­fol­ge, im Zwei­fel. Denn er ist offen. Er ist ehr­lich. Und er ist treu.

Doch keh­ren wir zurück zu jener Sze­ne, die so viel mehr ist als ein Streit­ge­spräch. Das Ent­schei­den­de ist nicht die Fra­ge – „Ist’s recht, dem Kai­ser Steu­ern zu zah­len?“ – son­dern die Ant­wort. Jesus bit­tet um die Steu­er­mün­ze. Und sie­he da: Im Beu­tel der Pha­ri­sä­er-Schü­ler fin­det sich ein Denar – römi­sches Geld, ein­ge­führt vom Besat­zer, Sym­bol der Unter­drückung und zugleich der jähr­li­che Betrag der Kopf­steu­er. Auf dem Denar prangt das Bild des Kai­sers Tibe­ri­us, der von den Römern wie ein Gott ver­ehrt wur­de, den Juden aber als frem­der Herr­scher ver­ach­tet war. Und nun wird es offen­bar: Die so geset­zes­eif­ri­gen Fra­ge­stel­ler tra­gen das Bild des Kai­sers ganz selbst­ver­ständ­lich mit sich her­um. Sie tun fromm – und sind doch längst Teil des Systems, das sie angeb­lich ver­wer­fen. Und Jesus fragt: „Wes­sen Bild und Auf­schrift ist das?“„Des Kai­sers.“ Und dann spricht er den Satz, der die Fal­le sprengt: „So gebt dem Kai­ser, was des Kai­sers ist.“ Kein Auf­stand, kein ideo­lo­gi­scher Kampf. Die Mün­ze gehört dem Kai­ser – dann soll er sie auch haben. Es ist nur Metall. Kein Grund, dar­aus eine geist­li­che Fra­ge zu machen. Herr­lich, wie Jesus die Luft aus der Fal­le lässt. Wie er die Schlau­heit der Pha­ri­sä­er mit gött­li­cher Weis­heit über­win­det – nicht durch Gegen­an­griff, son­dern durch Wahr­heit.

Und wie­der blicken wir auf ihn – auf Jesus, den Wahr­haf­ti­gen, den Wei­sen. Es ist tröst­lich zu sehen, wie sei­ne gött­li­che Weis­heit die Weis­heit der Welt über­ragt. Ken­nen wir das nicht auch? Fang­fra­gen, die uns als Chri­sten in die Enge trei­ben sol­len. Klug for­mu­lier­te Zwei­fel, die unse­ren Glau­ben als rück­stän­dig erschei­nen las­sen. Argu­men­te, die so ein­leuch­tend klin­gen, dass wir ver­stum­men. Aber auch wenn uns kei­ne Ant­wort ein­fällt – unser Herr kennt sie. In ihm „lie­gen ver­bor­gen alle Schät­ze der Weis­heit und der Erkennt­nis“ (Kolos­ser 2,3). Er weiß, was wahr ist. Und vor ihm muss Men­schen­weis­heit ver­stum­men. Sei­ne Weis­heit gip­felt im Kreuz – jenem Ort, der den Wei­sen der Welt als Tor­heit erscheint. Denn sie begrei­fen nicht, dass dort einer stirbt – stell­ver­tre­tend für alle, aus Lie­be, aus Gna­de, aus gött­li­cher Tie­fe. Die­se Weis­heit will ich rüh­men – bis in den Tod. Wenn alle Welt­weis­heit ver­stummt, bleibt sein Wort bestehen. Die Weis­heit Jesu behält das letz­te Wort – nicht nur in die­sem Gespräch, son­dern am Ende des Lebens, am Ende der Welt, für alle, die zu ihm gehö­ren.

Bleibt noch ein letz­ter Satz in der Ant­wort Jesu – der ent­schei­den­de, der alles über­ragt: „Gebt dem Kai­ser, was des Kai­sers ist, und Gott, was Got­tes ist.“ (Mat­thä­us 22,21) Jedem das Sei­ne. Doch nicht im Sin­ne einer Gleich­set­zung, son­dern einer Unter­schei­dung. Jesus trennt die Ebe­nen, ohne sie zu ver­mi­schen. Die Herr­schaft des Kai­sers und die Herr­schaft Got­tes ste­hen nicht in Kon­kur­renz – sie sind grund­ver­schie­den. Jesus macht hier wie­der ein­mal klar: Er ist kein poli­ti­scher Erlö­ser, kein natio­na­ler Befrei­er, kein Revo­lu­tio­när im welt­li­chen Sinn. Er will nicht die Unab­hän­gig­keit Isra­els erzwin­gen, nicht die Tyran­nei der Römer stür­zen. Das ist nicht sein Auf­trag. Er ist ein ande­rer König. Sein Reich ist nicht von die­ser Welt. Es lässt sich nicht mit Mün­zen kau­fen, nicht mit Macht­mit­teln durch­set­zen, nicht mit Paro­len ver­tei­di­gen. Man mag den jewei­li­gen Macht­ha­bern Steu­ern zah­len, soviel sie ver­lan­gen – das Reich Got­tes bleibt davon unbe­rührt. Denn dort zählt nicht das Geld, son­dern der Glau­be. Der Glau­be an die Ver­ge­bung der Sün­den. Der Glau­be, der als Frucht Gott gibt, was ihm zusteht: Ehre, Furcht, Lie­be, Gehor­sam, Treue.

Ja, so blicken wir zum Schluss noch ein­mal auf Jesus – unse­ren König. Sein Reich liegt auf einer ganz ande­ren Ebe­ne als die Rei­che die­ser Welt. Es ist höher, hei­li­ger, unver­gäng­lich. Er ist der König aller Köni­ge. Die Herr­scher die­ser Welt haben nur eine Zeit­lang Voll­macht – gelie­hen von Gott, nicht selbst erwor­ben. Und sie wer­den sich für ihr Herr­schen einst vor ihm ver­ant­wor­ten müs­sen. Aber das letz­te Wort behält Jesus Chri­stus. Sein Reich besteht, wenn alle Rei­che die­ser Welt ver­gan­gen sind. Sein Thron bleibt, wenn alle Thro­ne gefal­len sind. Und wer ihm gehört, gehört zu einem Reich, das nicht wankt, nicht ver­geht, nicht endet. Dar­um: Gib dem Kai­ser, was des Kai­sers ist – aber gib Gott, was Got­tes ist. Denn das ist das Ent­schei­den­de. Und das ist das Ewi­ge.

Was bedeu­tet das für uns Chri­sten – für unse­re Nach­fol­ge, für unser Leben in die­ser Welt? Dür­fen wir uns von poli­ti­schen Par­tei­en ver­ein­nah­men las­sen, ja, uns sogar instru­men­ta­li­sie­ren las­sen? Dür­fen wir sie hofie­ren, als wären sie die ein­zi­ge Ret­tung für unser Land? Müs­sen wir for­dern, dass die Poli­tik „bibli­scher“ wird – und über­se­hen dabei, dass das Reich Got­tes nicht durch Mehr­hei­ten ent­steht, son­dern durch Gna­de? Es ist eine gefähr­li­che Ver­wechs­lung, wenn Chri­sten mei­nen, eine Par­tei, die sich auf christ­li­che Wer­te beruft, fol­ge damit auto­ma­tisch Jesus. Nein, sie tut es aus Kal­kül, um Stim­men zu gewin­nen, nicht um Chri­stus zu ehren. Die­se Unter­schei­dung ist ent­schei­dend. Und sie fehlt bei vie­len Chri­sten.

Wir dür­fen uns glück­lich prei­sen, dass wir Jesus zum König haben. Wie wun­der­bar und groß die­ser König ist, das sehen wir auch in dem Gespräch, das wir eben betrach­tet haben. Die Fra­ge nach der Steu­er war nur der Anlass – der eigent­li­che Punkt war sein König­tum. Denn sein Reich ist nicht von die­ser Welt. Es liegt höher, hei­li­ger, unan­tast­bar. Und doch gibt er eine kla­re Ant­wort auf die Steu­er­fra­ge: „Gebt dem Kai­ser, was des Kai­sers ist, und Gott, was Got­tes ist.“ (Mat­thä­us 22,21) Das ist kei­ne Flucht aus der Welt, son­dern eine geist­li­che Ord­nung. Zahlt eure Steu­ern, zahlt eure Sozi­al­ab­ga­ben, hal­tet die Geset­zegleich, ob die Regie­rung christ­lich ist oder gott­los, gewählt oder auf­ge­zwun­gen. Denn das alles kann und soll ein Christ tun. Er soll der Obrig­keit unter­tan sein, wie es der Hei­li­ge Geist dem Pau­lus ein­ge­ge­ben hat: „So gebt nun jedem, was ihr schul­dig seid: Steu­er, dem die Steu­er gebührt; Zoll, dem der Zoll gebührt; Furcht, dem die Furcht gebührt; Ehre dem die Ehre gebührt.“ (Römer 13,7)

Das heißt: Wir leben in zwei Wirk­lich­kei­ten – und sind nur einer davon ganz und gar ver­pflich­tet. „Gebt dem Kai­ser, was des Kai­sers ist“ – das bedeu­tet heu­te: Wir Chri­sten leben in einem Staat, unter Geset­zen, mit Pflich­ten. Wir zah­len Steu­ern, hal­ten uns an Ver­kehrs­re­geln, respek­tie­ren Behör­den, auch wenn sie nicht per­fekt sind. Wir tun das nicht aus blin­der Unter­wer­fung, son­dern aus geist­li­cher Ein­sicht: Die staat­li­che Ord­nung ist von Gott gesetzt, um Cha­os zu ver­hin­dern (vgl. Römer 13). Wir dür­fen sie ach­ten – aber nicht ver­ab­so­lu­tie­ren.

„Und Gott, was Got­tes ist“ – das ist der ent­schei­den­de Teil. Denn Got­tes Anspruch ist umfas­sen­der. Er will nicht nur unse­re Steu­er­erklä­rung, son­dern unser Herz. Nicht nur unser Gehor­sam, son­dern unse­re Lie­be. Nicht nur unser Ver­hal­ten, son­dern unse­re Hin­ga­be. Was Gott gehört, ist alles, was wir sind: unser Den­ken, unser Füh­len, unser Hof­fen, unser Glau­ben. Das Bild des Kai­sers ist auf der Mün­ze – aber das Bild Got­tes ist auf uns. Wir sind sein Eigen­tum.

Kon­kret heißt das:

  • Wir dür­fen poli­tisch den­ken, wäh­len, mit­ge­stal­ten – aber wir dür­fen uns nicht von Par­tei­en ver­ein­nah­men las­sen.
  • Wir dür­fen Geset­ze befol­gen – aber wir dür­fen nicht ver­ges­sen, dass unser höch­stes Gesetz die Lie­be Chri­sti ist.
  • Wir dür­fen in die­ser Welt leben – aber wir gehö­ren nicht ihr.
  • Wir dür­fen uns für Gerech­tig­keit ein­set­zen – aber wir wis­sen, dass wah­re Gerech­tig­keit erst im Reich Got­tes voll­endet wird.
  • Wir dür­fen dank­bar sein für gute Regie­run­gen – aber wir beten auch unter schlech­ten.
  • Wir dür­fen mit­re­den – aber wir müs­sen unter­schei­den: zwi­schen dem, was dem Kai­ser gehört, und dem, was Gott gehört.

Und das ist die gro­ße Frei­heit der Chri­sten: Wir sind nicht ver­füg­bar für frem­de Zwecke. Wir sind nicht mani­pu­lier­bar durch Ideo­lo­gien. Wir sind nicht zu kau­fen mit Ver­spre­chen. Denn unser König ist nicht von die­ser Welt. Und sein Reich bleibt, wenn alle Rei­che ver­ge­hen.

Die höch­ste Ehre gebührt unse­rem drei­ei­ni­gen Gott. Ihm zur Ehre zu leben – das ist unser Auf­trag. Nicht Par­tei, nicht Pro­gramm, nicht Ideo­lo­gie. Son­dern Chri­stus. Und dar­um: Lasst uns nicht ver­füh­ren von Stim­men, die uns für ihre Zwecke brau­chen wol­len. Lasst uns nicht blen­den von Paro­len, die christ­lich klin­gen, aber nicht aus dem Geist gebo­ren sind. Lasst uns unter­schei­den – und beken­nen: Unser König ist Jesus. Sein Reich bleibt, wenn alle Rei­che ver­ge­hen. Ihm allein gehört unse­re Treue. Amen.