1.Johannes 1,1: “Was von Anfang an war, was wir gehört haben, was wir gesehen haben mit unsern Augen, was wir betrachtet haben und unsre Hände betastet haben, vom Wort des Lebens.…”
Wenn wir heute auf den ersten Vers des ersten Johannesbriefes schauen, begegnet uns ein Wort, das wie ein Echo durch die Heilige Schrift hallt: „Anfang“. Johannes schreibt: „Was von Anfang an war, was wir gehört haben, was wir gesehen haben mit unsern Augen, was wir betrachtet haben und unsere Hände betastet haben, vom Wort des Lebens…“ Dieses Wort „Anfang“ ist kein Zufall. Es ist eine bewusste Rückbindung – eine geistliche Brücke – zu dem allerersten Vers der Bibel: „Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde“ (1. Mose 1,1). Denn der Anfang ist mehr als ein Zeitpunkt. Johannes spricht nicht einfach von einem zeitlichen Beginn. Er spricht von einer ewigen Wirklichkeit, die vor aller Zeit war – vom Wort des Lebens, das Gott selbst ist. So wie das Evangelium nach Johannes beginnt mit: „Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott“ (Johannes 1,1). Hier wird deutlich: Der „Anfang“ ist nicht nur der Beginn der Schöpfung, sondern der Ursprung allen Seins – Christus selbst, das ewige Wort Gottes. Und dieses Wort Gottes ist ein erfahrbares Wort.
Johannes betont: „was wir gehört haben, was wir gesehen haben mit unsern Augen, was wir betrachtet haben und unsere Hände betastet haben…“. Er spricht nicht von einer Idee, nicht von einer Vision, nicht von einem Traum. Er spricht von einer realen Begegnung. Von einem Leben mit Jesus Christus, das so konkret war, dass man ihn hören, sehen, betrachten und berühren konnte. „Was wir gehört haben“ – Die Stimme des Sohnes Gottes: Die Apostel haben Jesu Worte gehört – seine Predigten, seine Gleichnisse, seine Gebete. Sie haben gehört, wie er den Sturm stillte, wie er Lazarus aus dem Grab rief, wie er am Kreuz sprach: „Es ist vollbracht.“ Diese Stimme war nicht nur menschlich – sie war göttlich, sie sprach Leben, Wahrheit und Trost.
„Was wir gesehen haben mit unsern Augen“ – Die sichtbare Herrlichkeit: Sie haben ihn gesehen – nicht nur äußerlich, sondern mit dem Blick des Herzens. Sie sahen, wie er Kranke heilte, wie er mit Sündern aß, wie er Tränen vergoss am Grab seines Freundes. Und sie sahen ihn verklärt auf dem Berg, auferstanden aus dem Grab, lebendig mitten unter ihnen. Das war keine Illusion – es war Wirklichkeit.
„Was wir betrachtet haben“ – Tieferes Verstehen: Das griechische Wort, das hier für „betrachten“ steht, meint ein intensives, prüfendes Anschauen. Die Apostel haben nicht nur oberflächlich geschaut – sie haben erkannt, gedeutet, glaubend verstanden, wer Jesus wirklich ist: Gottes Sohn, das Wort des Lebens. „Was unsere Hände betastet haben“ – Die Berührung des Ewigen: Sie haben ihn berührt – beim gemeinsamen Mahl, beim Helfen, beim Segnen. Und nach seiner Auferstehung sagte Jesus selbst: „Fasst mich an und seht!“ (Lukas 24,39). Die Hände der Apostel haben den Auferstandenen berührt. Das ist der Höhepunkt: Gott ist nicht fern. Gott ist nah. Gott ist berührbar.
Was heißt das für uns heute? Auch wenn wir Jesus heute nicht physisch berühren können, ist er dennoch gegenwärtig. In seinem Wort, in der Feier des Abendmahls, in der Gemeinschaft der Glaubenden, im stillen Gebet. Er ist hörbar, wenn wir sein Evangelium lesen. Er ist sichtbar, wenn wir seine Liebe in der Tat erleben. Er ist greifbar, wenn wir seine Nähe in der Not spüren. Denn Glaube ist keine Theorie – sondern Beziehung. Johannes ruft uns zu einem Glauben, der lebendig ist. Kein bloßes Für-wahr-Halten, sondern ein Erleben. Ein Glaube, der sich nährt aus der Begegnung mit Christus – Tag für Tag. Und dieser Glaube ist nicht exklusiv für die Apostel reserviert. Er ist uns geschenkt. Wir sind eingeladen, Teilhaber zu sein am Wort des Lebens. Und es bedeutet, dass wir – wie Johannes – Zeugen sein dürfen. Wir sind berufen, das weiterzugeben, was wir selbst erfahren haben: Die Liebe Gottes, die uns begegnet ist. Die Hoffnung, die uns trägt. Das Leben, das stärker ist als der Tod.
Indem Johannes den Begriff „Anfang“ verwendet, stellt er klar: Das, was er bezeugt, ist nicht weniger als das, was in der Tora, den Propheten und den Schriften offenbart wurde. Es ist Wort Gottes – mit derselben Autorität, mit derselben Heiligkeit, mit derselben schöpferischen Kraft.
Das Wort, das Johannes bezeugt, ist nicht irgendein Wort. Es ist Wort Gottes – mit derselben Autorität, mit derselben Heiligkeit, mit derselben schöpferischen Kraft, wie sie am Anfang der Welt wirksam war. Dieses Wort hat Himmel und Erde ins Dasein gerufen. Und dieses Wort ist in Jesus Christus Fleisch geworden, um uns Leben zu bringen.
Doch wo das wahre Wort Gottes verkündigt wird, da regt sich auch der Widerstand. Johannes schreibt seinen Brief nicht in einem theologischen Vakuum, sondern inmitten einer geistlichen Auseinandersetzung. Es gab Menschen, die sich als Lehrer ausgaben, aber nicht Christus verkündigten. Sie brachten falsche Lehren, verdrehten die Wahrheit, und führten die Menschen weg von Jesus – hin zum Verderben, hin zum Widersacher und der Widersacher ist der Satan. Denn Verführung ist kein harmloses Missverständnis und schon gar kein Spiel – sie ist ein gezielter Angriff auf die Wahrheit, der das Herz vom lebendigen Gott wegführen will.
Johannes nennt sie beim Namen: Irrlehrer, Verführer. Ihre Worte sind nicht neutral – sie sind gefährlich. Denn sie führen nicht zum Leben, sondern zum Tod. Sie bringen nicht zur Wahrheit, sondern zur Lüge. Sie führen nicht zu Jesus, sondern – so hart es klingt – zum Teufel. Diese Menschen lieben nicht das Licht, sondern die Finsternis. Sie lieben nicht den Sohn Gottes, sondern den Widersacher. Ihre Botschaft ist nicht von oben, sondern von unten. Und genau deshalb tritt Johannes ihnen mit der ganzen Autorität des Wortes Gottes entgegen.
Was heißt das für uns heute? Auch heute gibt es Stimmen, die sich christlich geben, aber nicht Christus verkündigen. Sie reden von Spiritualität, aber nicht vom Kreuz. Sie reden von Liebe, aber nicht von Wahrheit. Sie reden von Freiheit, aber nicht von Buße. Sie verkünden ein Evangelium ohne Jesus – und das ist kein Evangelium.
Wir brauchen heute mehr denn je eine klare Unterscheidung: Was ist wirklich Wort Gottes – und was ist nur menschliche Meinung, religiöse Philosophie oder gar satanische Täuschung? Die Antwort finden wir nicht in Trends oder Gefühlen, sondern allein in der Heiligen Schrift, im Zeugnis der Apostel, im lebendigen Christus.
Der Maßstab ist allein Jesus! Wer Jesus liebt, wird sein Wort halten. Wer Jesus folgt, wird seine Wahrheit verkündigen. Wer Jesus dient, wird die Menschen zu ihm führen – nicht zu sich selbst, nicht zu einer Ideologie, nicht zu einem System. Und wer das nicht tut, der steht – ob bewusst oder unbewusst – auf der Seite des Widersachers.
Lasst uns das Wort des Lebens festhalten. Lasst uns prüfen, was wir hören. Lasst uns Jesus suchen – nicht nur in Worten, sondern im Geist und in der Wahrheit. Denn er allein ist der Weg, die Wahrheit und das Leben. Und niemand kommt zum Vater – außer durch ihn.
In einer Welt voller Meinungen, spiritueller und geistlicher Angebote sowie scheinbarer Alternativen klingt Jesu Aussage wie ein Donnerwort: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater – außer durch mich“ (Johannes 14,6). Das ist kein überheblicher Absolutheitsanspruch, sondern die liebevolle und rettende Klarheit Gottes, der uns nicht im Dunkel vieler Wege lässt, sondern uns den einzigen zeigt, der wirklich zum Leben führt. Jesus zeigt uns: Es gibt nicht viele Wege, sondern einen einzigen, der wirklich zum Vater führt. Und dieser Weg ist eine Person – Jesus Christus. Jesus ist nicht nur ein Wegweiser, der uns die Richtung zeigt. Er ist der Weg. Er hat ihn selbst durchschritten – durch Leid, Kreuz und Tod hindurch – damit wir ihm folgen können. Wer mit Jesus geht, geht nicht in die Irre, sondern in die Gemeinschaft mit Gott.
Und diese Wahrheit ist unbequem, aber klar, verlässlich und heilend zugleich. Denn in einer Zeit, in der Wahrheit zur Ansichtssache geworden ist und Meinungen oft mehr zählen als Wirklichkeit, spricht Jesus mit göttlicher Autorität: „Ich bin die Wahrheit.“ Nicht eine unter vielen, sondern die eine, die ewig gilt. Seine Worte sind nicht nur wahr – sie sind verlässlich, lebensverändernd und tragfähig. Seine Wahrheit befreit nicht durch bloßes Wissen, sondern durch die lebendige Beziehung zu ihm, dem Sohn Gottes. Jesus schenkt nicht nur biologisches Leben, sondern geistliches ewiges Leben. Ein Leben in Fülle, in Freiheit, in Liebe. Ein Leben, das den Tod überwindet. Ein Leben, das jetzt beginnt und in der Ewigkeit vollendet wird.
Das mag unbequem klingen – aber es ist die Wahrheit, die rettet. Kein religiöses System, keine moralische Leistung, keine philosophische Erkenntnis bringt uns zu Gott. Nur Jesus. Und das ist keine Einschränkung – sondern eine Einladung: Komm zu ihm. Vertraue ihm. Folge ihm. Denn er allein ist der Weg, die Wahrheit und das Leben. Und niemand kommt zum Vater – außer durch ihn. Amen.